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Freitag, 7. Juni 2013

Starkes Zeichen von Wladimir Putin: Moskau würde Soldaten anstelle Österreichs auf die Golan-Höhen entsenden

Ich gehe davon aus,dass die österreichische Regierung ihre Entscheidung über einen
Abzug der österreichischen Soldaten von den Golan-Höhen noch einmal überdenkt.
Offenbar hatte die österreichische Regierung dabei vergessen,dass Österreich auch
grauseliger Schauplatz der Verfolgung von jüdischen und anderer BürgerInnen war!

Judenverfolgung 1938
Jüdisches Geschäft - © Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Geschäftsauslage in der Taborstraße mit Beklebung "Jüdisches Geschäft".
März 1938
aus "Hans Petschar; Anschluss - Eine Bildchronologie"
© Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Der Begriff "Reichskristallnacht" wurde von den Nationalsozialisten geprägt. Er ist eine zynische Umschreibung der Greueltaten die in der Nacht des 10. Novembers 1938 stattfanden. Das Attentat von Herschel Grynszpan, Sohn jüdischer Flüchtlinge, auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath, bildet den Vorwand für das reichsweite Pogrom.Der Wortteil "Kristall" kommt von den immensen Glasschäden die sich auf rund 6. Millionen RM beliefen.
Antisemitische Ausschreitungen in Wien - © Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Antisemitische Ausschreitungen in Wien.
März 1938. Foto: Albert Hilscher
aus "Hans Petschar; Anschluss - Eine Bildchronologie"
© Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Bei einer "Besprechung der Judenfrage" vom 12. November 1938, meinte Göring, dass sich die Deutschen mit den Protestaktionen in das eigene Fleisch geschnitten haben, da erstens, die Versicherungen den Juden die angerichteten Schäden ersetzen und zweitens, Volksgüter zerstört wurden. Ein wichtiges Thema bei dieser Zusammenkunft ist ebenfalls die Frage, wie den geschädigten Deutschen ihr Eigentum ersetzt werden kann. Die allgemeinen Schäden (Sachschaden, Inventar und Warenschaden), wurden auf mehrere 100 Millionen RM geschätzt. Als Sühneleistung wegen der, angeblich, feindlichen Haltung des Judentums gegenüber dem deutschen Reich und Volk, verlangt Göring die Zahlung von 1. Milliarde RM an das deutsche Reich.
Judenverfolgung - © Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands.
Juden müssen in Wien-Erdberg Gehsteig reiben.
vermutlich in der Hagenmüllergasse. Aufgenommen im März 1938.
aus "Hans Petschar; Anschluss - Eine Bildchronologie"
© Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Bereits in der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 begannen in Österreich die Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung, die wochenlang das Straßenbild Wiens prägen sollten. Blinder Hass, Neid, Herrenmenschendünkel und ein jahrhundertelang tradierter  Antisemitismus brachen in Form einer mittelalterlich anmutenden Judenverfolgung aus. Jüdische Männer, Frauen und manchmal auch Kinder wurden von SA-Männern, HJ-Angehörigen und Mitläufern des NS-Regimes geschlagen, verhaftet und gedemütigt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert. Die spontanen Gewaltakte der österreichischen Nationalsozialisten und ihrer Mitläufer waren eine Facette des antijüdischen Terrors, die Separierung und Diffamierung der österreichischen Juden durch die nationalsozialistischen Gesetze die andere. Bis zum Kriegsbeginn im September 1939 hatte das nationalsozialistische Regime in Österreich und Deutschland durch Gesetze, Erlässe und Verordnungen die wirtschaftliche Existenz der Juden vernichtet.
Judenverfolgung - © Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Juden werden gezwungen, Parolen der Vaterländischen Front abzuwaschen.
Auf der Aspernbrücke in Wien.
März 1938. Foto: Albert Hilscher
aus "Hans Petschar; Anschluss - Eine Bildchronologie"
© Christian Brandstätter Verlagsgesellschaft m.b.H.
Auch die ersten Maßnahmen zu deren besonderer Kennzeichnung (Einführung der "Kennkarte"), Isolation (Beginn der Konzentration in bestimmten Wohnhäusern) sowie zur Einengung der persönlichen Bewegungsfreiheit (z. B. Aufenthaltsverbot in namentlich genannten Parkanlagen) waren bereits getroffen.  Der letzte Schritt zur Ausgrenzung und Stigmatisierung der österreichschen Juden erfolgte am 15. September 1941 durch eine Polizeiverordnung, aufgrund welcher Juden ab dem 6. Lebensjahr gezwungen waren, den "Judenstern" zu tragen. Auch mussten die von Juden bewohnten Wohnungen ab April 1942 mit einem "Judenstern" gekennzeichnet sein. Im Februar 1941 begannen die Deportationen aus Wien in die Ghettos und Vernichtungslager. Insgesamt fielen annähernd 6 Millionen Juden der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer, ca. 65.000 davon waren Österreicher.
Interview mit einem Zeitzeugen
...schließlich half das Wiener Institut für Zeitgeschichte. Ich bekam Namen und Adressen von Juden, die politisch organisiert sind und also keine Angst haben, sich als Juden zu erkennen zu geben.
Fritz Kleinmann war sofort zu einem Interview bereit. Wir trafen uns im Hof einer Schule. Heute Schule, damals Schule. Damals aber auch Sammelplatz, einer von drei Sammelplätzen, wo sich die Wiener Juden einfinden mussten, um von hier aus deportiert zu werden. Neben dem Eingang: eine Erinnerungstafel. Auch nicht gerade übergroß, aber immerhin stand da geschrieben, dass von hier aus die ersten Sammeltransporte abgingen: Oktober 1941. Daneben und darüber bunte Bäume und Blumen, Kinderzeichnungen. Fritz Kleinmann erzählte:
Ich wurde das erste Mal am 9. November 1938 bei der Reichskristallnacht verhaftet, und zwar von Nachbarn aus unserem Wohnhaus, die dann stramme Nationalsozialisten waren. Die suchten den Vater, und weil sie ihn nicht fanden, hat man mich mitgenommen. Das waren vier Leute, die mit dem Vater per du waren, und der Vater wurde auch von denselben Leuten an dem Tag verhaftet. Ich kam am nächsten Tag noch einmal frei, weil ich erst 15 Jahre alt war, und der Vater kam nach Haus, weil er im Ersten Weltkrieg Frontsoldat war und höchste Auszeichnungen für den Kampf an der Front erhalten hatte.

Wenn da vier Leute kommen, die einen kennen und die man kennt,
die einen abholen wollen, da fragt man doch erst mal: Was soll das?


Man musste mitgehen, das waren SA-Leute. Der eine war politischer Funktionär in Uniform, die anderen waren in Zivil mit Hakenkreuzbinden. Es war ihnen unangenehm, zu uns zu kommen, das merkte man, aber sie haben es ja an anderen Stellen überall gemacht. Wir waren ja nur die Bekannten aus dem Haus. Sie haben uns auch nicht geschlagen. Dieselben Leute kamen nach Kriegsbeginn 1939 wieder, diesmal mit zwei SS-Leuten, alles Österreicher, und die suchten wieder den Vater, und ich musste mitgehen, weil der Vater nicht zu Hause war. Die Gefängnisse in Wien waren überfüllt, über tausend Wiener Juden wurden inhaftiert und mit Autos zum Westbahnhof gebracht, dann mit Zügen nach Weimar und ins Konzentrationslager Buchenwald transportiert.

Wer hat die Züge begleitet, wer hat die ganzen Aktionen gemacht,
immer Österreicher?


Deutsche und Wiener Schutzpolizei begleiteten uns bis Weimar. Dort wurden wir von der SS-Verfügungsstandarte übernommen.

Wie haben sich die Österreicher den verhafteten Juden
gegenüber verhalten?


Bei der Reichskristallnacht wurden die Juden verprügelt, misshandelt, schikaniert, die Tempel wurden angezündet.

Von Österreichern?

Ja. Sicher auch unter Anweisung der deutschen Nazis, aber da waren schon unsere Einheimischen stark dabei.

Sie hatten ja noch einen Bruder und zwei Schwestern,
was ist mit denen geschehen?


Die eine Schwester wurde in der Reichskristallnacht von Jugendfreunden, die jetzt stramme SA-Leute waren, zu "Reibarbeiten" geholt. Sie musste mit anderen Juden die Straßen mit Zahnbürsten reinigen. Das war eine reine Schikane, und die Leute haben dabei zugeschaut und sie bespuckt und geschlagen. Das war das Normale damals. Sie ist 1939 mit einem Dienstbotenvertrag nach England ausgewandert. Mein Bruder wurde mit elf Jahren von der Mutter zu fremden Leuten nach Amerika geschickt. Am 6. Juni 1942, während der Vater und ich schon im Konzentrationslager waren, wurden meine Mutter und meine andere Schwester aus der Wohnung geholt und nach dem Osten deportiert. Sie wurden beide in Minsk erschossen.

Haben Sie nach dem Krieg diese Leute, die Sie verhaftet haben, wiedergetroffen?

Ja, sie haben ja in unserem Haus gewohnt. Ich war am 28. Mai schon aus dem Konzentrationslager Mauthausen wieder in Wien. Von den 1048 Juden aus meinem Transport haben 26 überlebt. Auch mein Vater hat das Konzentrationslager überlebt, er kam aus Bergen-Belsen zurück. Und diese vier, die mich 1938 und 1939 verhaftet hatten, beschwerten sich, dass ich sie nicht grüße. Der Vater meinte, warum ich sie nicht grüße, das wäre nicht so schwer, wir wollten ja wieder ruhig leben, und ich sagte ihm, ich habe keine Veranlassung dazu. Solange sie lebten, 40 Jahre lang, kam keiner von ihnen zu mir und sagte, es tut mir leid, was eurer Familie geschah.







aus Rosa Antifa Wien












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