"Nach neuen Erkenntnissen
wurden mindestens 17 000 Stasi-Mitarbeiter in den öffentlichen Dienst
übernommen. Selbst das Bundeskriminalamt vertraut auf ehemalige Spitzel."
Nach der Wende waren in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-
Vorpommern konserative CDU Ministerpräsidenten an der Macht und nur in Brandenburg
war es die SPD.
Was trauriger Weise einmal mehr die Verantwortungsarmut und die nicht selten vortäuschende
Hinterhältigkeit Konservativer belegt.
Mit herzlichen Grüßen Thomas Karnasch
Nach der Wende waren in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-
Vorpommern konserative CDU Ministerpräsidenten an der Macht und nur in Brandenburg
war es die SPD.
Was trauriger Weise einmal mehr die Verantwortungsarmut und die nicht selten vortäuschende
Hinterhältigkeit Konservativer belegt.
Mit herzlichen Grüßen Thomas Karnasch
DDR-Debatte
Von der Stasi zum BKA
20
Jahre nach der Wende wimmelt es in ostdeutschen Behörden noch immer von
früheren Beamten des DDR-Geheimdienstes. Nach neuen Erkenntnissen
wurden mindestens 17 000 Stasi-Mitarbeiter in den öffentlichen Dienst
übernommen. Selbst das Bundeskriminalamt vertraut auf ehemalige Spitzel.
Das
Ministerium für Staatssicherheit mag weltweit berüchtigt gewesen sein
als sozialistischer Terror-Apparat – bei westdeutschen
Sicherheitsbehörden aber genossen die Spione einen hervorragenden Ruf.
Besonders die Ost-Berliner „Hauptabteilung Personenschutz“, zuständig
für die Sicherheit der SED-Spitze, hat es dem ehemaligen Klassenfeind
angetan. Nach dem Fall der Mauer 1989 wurden zahlreiche Bodyguards der
„HA PS“ in den gesamtdeutschen Staatsdienst übernommen.
Während
der letzte Chef der Stasi-Schützer, Generalleutnant Günter W., seinen
Job verlor und sich zeitweise als Parkplatzwächter über Wasser hielt,
wurden einige Ost-Kollegen mit offenen Armen von der westdeutschen
Polizei empfangen. Selbst das Bundeskriminalamt übernahm 48
hauptamtliche Stasi-Beamte der Abteilung Personenschutz – 23 sind dort
noch heute beschäftigt.
Früher dienten sie Erich
Honecker, heute beschützen sie Angela Merkel: Einer der früheren
Stasi-Beamten arbeitet im „Vorauskommando“ des BKA und überprüft vor
Kanzler-Terminen die Sicherheit in Hotels oder Hallen. Auch für den
Schutz von Merkels Wochenendhäuschen in der Uckermark sollen jahrelang
zwei ehemalige Stasi-Offiziere verantwortlich gewesen sein – ohne Wissen
der Regierungschefin.
Vor 20 Jahren, beim Fall
der Mauer, beschäftigte die Staatssicherheit 100 000 hauptamtliche
Mitarbeiter, 200 000 arbeiteten als „inoffizielle Mitarbeiter“ (IM) zu.
So kam im Schnitt auf 50 DDR-Bürger ein Spitzel. Nach neuen
Untersuchungen, veröffentlicht von der „Financial Times Deutschland“,
sollen bis heute mindestens 17000 frühere Stasi-Mitarbeiter im
öffentlichen Dienst beschäftigt sein – bei der Polizei, in Finanzämtern,
Schulen, Rathäusern oder Ministerien. Die höchsten Zahlen werden aus
Sachsen-Anhalt (4400) und Sachsen (4101) gemeldet. Auch in Brandenburg
(2942), Berlin (2733) und Mecklenburg-Vorpommern (2247) wurde nach der
Wende ein Großteil der Bewerber übernommen, während Thüringen bei den
vorgeschriebenen Einstellungstests wenig Gnade kannte und heute
lediglich 800 Ehemalige beschäftigt.
Wer nach dem
Mauerfall bei deutschen Behörden anheuerte, sei „nur sehr
standardisiert und oberflächlich überprüft worden“, kritisiert Klaus
Schroeder, Leiter des Forschungsverbunds „SED-Staat“ an der Freien
Universität Berlin. Bei Personenschützern oder Zollbeamten sei häufig
ein Auge zugedrückt worden, weil sie als politisch unbedenklich galten.
Jedes Bundesland konnte in den 90ern selbst entscheiden, wie intensiv es
Bewerber durchleuchtet.
Zudem waren seinerzeit
erst 20 Prozent der Stasi-Akten geöffnet – über viele Kandidaten lagen
also keine Erkenntnisse vor. Heute sind zwar fast 80 Prozent der
Stasi-Akten erfasst, doch eine erneute Reihenüberprüfung wird es kaum
geben: Die Neufassung des Stasi-Unterlagengesetzes von 2006 sieht vor,
dass nur noch Mitarbeiter in gehobenen Positionen durchleuchtet werden.
Ab 2012 können auch Spitzenleute in Politik und Verwaltung nicht mehr
überprüft werden.
Der Direktor der
Stasiopfer-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe,
fordert zumindest eine interne Kontrolle in den Behörden. Es müsse
sichergestellt werden, „dass ehemalige Stasi-Mitarbeiter keine
Leitungsfunktionen ausüben und Einfluss auf Personalentscheidungen
nehmen können“. Genau dies ist häufig der Fall. Allein im
Landeskriminalamt Brandenburg arbeiten 58 frühere Stasi-Offiziere, davon
13 angeblich sogar als Dezernatsleiter.
Holger Eichele
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen