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Samstag, 8. November 2014

"Wie Norbert Lammert die Linke austrickste" - offenbar nicht nur die: das war also kalkulierte Absicht?

Äh, gibts die DDR etwa noch in manchen Köpfen?
Lammert trickst damit auch in gewisser Weise Medien und sich selbst aus!
Denn, auch die Pflichtverletzungen eines Doktors der Soziologie -aus dem letzten
Jahrtausend- sind im Grunde nicht nur ernüchternd und enttäuschend, sondern
auch inakzeptabel, da Norbert Lammert Bundestagspräsident ist!

Und viele Medien tricksen über den Auftritt -einer zweifellos beeindruckenden
Persönlichkeit- und doch eines 77jährigen ergrauten Mannes einmal mehr die
eigene Gesellschaft aus! Aufmerksame Journalisten haben sicherlich mitgekriegt,
dass die von Wolf Biermann an die Linken-Abgeordneten im Deutschen Bundestag
gerichteten Sätze kaum in die Gegenwart passen können - was er in gewisser Weise
auch angedeutet hat: Bürgerrechtler opfern besonders in einer Diktatur nicht selten
einen hohen Einsatz an Emotionen, an Substanz, durch ihren Tatendrang.

Dabei steht doch u.a. geschrieben:
Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen über deinen nächsten!
Ein schönes Wochenende wünscht Thomas Karnasch

Wie Norbert Lammert die Linke austrickste

Der DDR-Kritiker Wolf Biermann wird am Freitag zum Gedenken an den Mauerfall im Bundestag singen. Eingetütet hat das Bundestagspräsident Norbert Lammert – mit einer geschickten List.
Von Politikredakteur
Wenn am Freitag der Bundestag mit einer Debatte an den Fall der Mauer vor 25 Jahren erinnert, wird kein Redner im Mittelpunkt stehen, sondern ein Sänger. Wolf Biermann, der Liedermacher, der 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde, trägt den Abgeordneten einen Song vor.
Undenkbar, dass die Linke freiwillig zugestimmt haben soll, Biermann ein solches Forum zu bieten, schließlich ist der 77-Jährige einer der wortmächtigsten Kritiker der Linkspartei und schont die Abgeordneten nicht, die in der Vergangenheit mit der Staatssicherheit zusammenarbeiteten. Hat sie auch nicht. Und so fühlt sich die SED-Nachfolgepartei ausgetrickst. Und zwar vom Bundestagspräsidenten persönlich: Norbert Lammert. Der CDU-Politiker nutzte dazu geschickt die Geschäftsordnung des Bundestages – was die Linke tüchtig ärgert.
Aber der Reihe nach: Als im Ältestenrat, dem Gremium, das auch Feierstunden im Bundestag vorbereitet, über den Mauerfall nachgedacht wurde, blockierten sich die Fraktionen. Die Grünen hätten gern Marianne Birthler, die ehemalige Chefin der Stasi-Unterlagenbehörde, als Ehrengast gesehen. Die Union wollte lieber Sabine Bergmann-Pohl, die erste frei gewählte Volkskammerpräsidentin der DDR und letztes Staatsoberhaupt. Man einigte sich darauf, gar keinen Ehrengast einzuladen und stattdessen je einen Redner aus jeder im Parlament vertretenen Partei sprechen zu lassen.
Lammert aber merkte an, es müsse, der Feierlichkeit wegen, wenigstens ein besonderes Rahmenprogramm geben. Er schlug vor, Ausschnitte aus einem Film einzuspielen, der bereits bei den Einheitsfeierlichkeiten am 3. Oktober in Hannover gezeigt worden war. Alle stimmten zu. Dann aber sagte Lammert, nach Teilnehmerangaben eher beiläufig, man könne sich auch noch um einen Musikbeitrag bemühen.
Das ist geübte Praxis bei Feierstunden: Am Holocaust-Gedenktag etwa spielte eine Klezmer-Gruppe. Lammerts Nachsatz, er könne vielleicht Wolf Biermann fragen, ging schon fast unter. Zumal ihn die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Britta Haßelmann, scherzhaft mit dem Gegenvorschlag konterte, Clueso – ein junger Rapper aus Erfurt – käme auch infrage. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Linken, Petra Sitte, hörte schweigend zu.

Die Linke schäumte vor Wut

Der Bundestagspräsident aber schritt zur Tat. Er lud nicht Clueso ein, sondern Biermann. Der nahm die Einladung an. Lammert hängte seinen Coup nicht an die große Glocke, erst Anfang der Woche sickerte Biermanns Auftritt durch. Die Linke schäumte vor Wut. Aber sie kann nichts machen. Offiziell ist die Feierstunde nur eine "verabredete Debatte", und das musikalische Rahmenprogramm ist tatsächlich eine Domäne des Bundestagspräsidenten.
Die übertölpelte Petra Sitte – sie wollte am Mittwoch nicht mit der "Welt" sprechen – musste sich intern schwere Vorwürfe anhören. Gleichzeitig schwor die linke Fraktionsführung aber ihre Abgeordneten darauf ein, sich nicht öffentlich über den Biermann-Auftritt zu beschweren, um dem DDR-Kritiker nicht noch zusätzliche Publizität zu verleihen.
"Biermann wird wieder heldenhaft versuchen, unsere Leute als Stasi-Spitzel zu entlarven"
Diether Dehm
Linken-Abgeordneter
Doch auch dieses Vorhaben scheiterte. Diether Dehm will am Donnerstag einen offenen Brief an Biermann verschicken. Der "Welt" sagte der Linken-Abgeordnete: "Biermann wird wieder heldenhaft versuchen, unsere Leute als Stasi-Spitzel zu entlarven. Ich möchte ihn auffordern, stattdessen seine alten Lieder zu singen."
Dehm will Biermann dessen Song "So oder so, die Erde wird rot" vorschlagen, indem der Sänger in den 1970er-Jahren zur Gründung einer kommunistischen Partei nach italienischem Vorbild aufrief. Dehm, der einst Biermanns Manager in Westdeutschland war, berichtete damals über den Sänger – der Staatssicherheit in der DDR.

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