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Mittwoch, 3. Juli 2013

Die US Administration blamiert sich weiter - warum machen Paris und Lissabon beim quasi-Kidnappen des Flugzeugs eines Staatspräsidenten mit ??

= Auch hier ist zu lesen,dass US Botschafter einbestellt werden,dass lückenlose
Aufklärung verlangt wird und dann sowas - einfach unglaublich !!!
US Präsident Obama sollte schleunigst handeln und erstmal verantwortliche
Berater suspendieren!
= Auch Paris und Lissabon haben offenbar immer weniger Interesse an einer
guten Demokratie ??
Gerade weil die US Regierungen besonders auch im letzten Jahrhundert ähnlich
widersprüchlich gehandelt haben,ist das Ansehen der USA nicht mehr das beste.

Kulturzeit gestern Abend auf 3sat
Interessant dazu gestern Befragungen von Schriftstellern,Theaterregisseuren u.a.
Alle haben sich für ein politisches Asyl für Edward Snowden ausgesprochen wegen
dessen wahrscheinlich gutem Dienst für die Demokratie.
Bis auf ein Philosoph,der sich allerdings mit einer dünnen Begründung dagegen
aussprach - sinngemäß: Snowden hätte eine Straftat begangen und müsse sich
dafür verantworten.
Das Edward Snowden mit seinen Enthüllungen offenbar erhebliche Gesetzesüber-
schreitungen offengelegt hat,davon nicht ein einziges Wort.

Und in einem Bericht über den neuen iranischen Präsidenten musste sich auch wieder
so eine offenbar journalistisch schlecht ausgebildete Redakteurin im Hintergrund
wichtigtun um nicht zu sagen einschleimen:"das letzte Wort hat sowieso..." 
Ohne Worte

Letztes Update am 03.07.2013, 09:05

Jagd auf Snowden: Aufregung um angebliche Landung in Wien Boliviens Präsident Evo Morales musste in Wien landen, weil Snowden in seinem Flugzeug vermutet wurde.





Dienstagnacht machte das Gerücht die Runde, der US-Whistleblower Edward Snowden sei auf dem Wiener Flughafen in Schwechat gelandet. Das berichtete die ZiB24 und berief sich dabei auf den Nachrichtensender CNN. Er sei gemeinsam mit Boliviens Staatschef Evo Morales in einem Flugzeug der bolivianischen Airforce notgelandet. Snowden befinde sich "nicht" in Wien, dementierte allerdings Alexander Schallenberg, Sprecher von Außenminister Michael Spindelegger, in der Nacht auf Mittwoch.
BOLIVIENS STAATSCHEF MORALES WEGEN SNOWDEN-VERDACH
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER
Bestätigt ist, dass die Maschine des bolivianischen Präsidenten in der Nacht zum Mittwoch in Wien landen musste. Sowohl Morales als der mitgereiste Verteidigungsminister Ruben Saavedra unterzogen sich einer routinemäßigen Passkontrolle. Wie die Regierung in La Paz weiter mitteilte, hatten zuvor Frankreich und Portugal Überflugrechte für das aus Moskau kommende Flugzeug verweigert. Morales befindet sich immer noch am Wiener Flughafen, bisher hat er keine Flugerlaubnis bekommen Ein möglicher Weiterflug über Spanien wurde dagegen abgelehnt - wie Minister Saavedra gegenüber dem KURIER bestätigte, wurde der Morales keine Überflug-Genehmigung erteilt, es sei denn, man lasse das Flugzeug inspizieren. Dies lehnte Morales aber bereits in Wien unter Verweis auf seine diplomatische Immunität, sowie auf die Tatsache dass es sich bei dem Flugzeug um exterritoriales Gebiet handelt, ab. Morales fühlt sich nach Angaben seines Ministers in Österreich "festgehalten".
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Foto: KURIER/Al-Serori
Österreichs Behörden gehen jedoch davon aus, dass die Angaben der russischen und bolivianischen Behörden korrekt sind und sich Snowden nicht in der Maschine befindet. Nach knapp zehn Stunden Aufenthalt traft mit Bundespräsident Heinz Fischer der erste offizielle Vertreter Österreichs am Flughafen ein. Für den KURIER berichten Leila Al-Serori und Michael Berger aus Schwechat.

"Unbegründete Verdächtigungen"

Grund für die erzwungene Landung seien laut Boliviens Außenminister David Choquehuanca „unbegründete Verdächtigungen“, dass sich Snowden an Bord befunden hätte. Er wisse nicht, "wer diese Lüge erfunden hat" und verurteilte die "Ungerechtigkeit", die Morales widerfahren sei. Dadurch sei das Leben des Präsidenten in Gefahr gewesen.
BOLIVIENS STAATSCHEF MORALES WEGEN SNOWDEN-VERDACH
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER
Die erzwungene Landung könnte diplomatische Konsequenzen haben: Der südamerikanische Staatenbund UNASUR will Stellung zum Überflugverbot der Maschine des bolivianischen Präsidenten nehmen. Ecuadors Staatschef Rafael Correa und seine argentinische Kollegin Cristina Fernandez de Kirchner forderten die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung, um gegen das Überflugverbot des bolivianischen Präsidentenflugzeugs über mehrere europäische Staaten Protest einzulegen.

"Keine politische Weisung"

Im Innenministerium zeigte man sich mit der Entscheidung Morales zwischenlanden zu lassen, zufrieden. "Für uns ist das selbstverständlich", so Mikl-Leitner am Mittwoch der apa. "Das ist der Beweis dafür, dass Österreich keine Angst hat." Das Vertrauen Europas in die USA nach den Berichten über Lauschangriffe bezeichnete sie als "erschüttert". Von Washington forderte sie "volle Aufklärung" der kolportierten Spähaktionen.
Die Entscheidung Österreichs, den Überflug zu gewähren, sei von der für die Luftraumsicherung zuständigen Austro Control getroffen worden, sagte Mikl-Leitner. Es habe hier "keine politische Weisung" gegeben. Von "politischen Zurufen" hinsichtlich der Frage, ob der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter und Aufdecker Edward Snowden Asyl in Österreich bekommen sollte, hält Mikl-Leitner nichts. Diese seien "völlig inakzeptabel", so die Ministerin am Mittwoch.
Österreich sei "kein Willkürstaat", man werde "aufgrund der Gesetze vorgehen". Jeder habe das Recht auf ein "faires Verfahren", erklärte Mikl-Leitner. Zu den Chancen eines gültigen Asylantrages Snowdens wollte sie sich nicht äußern, dies bedürfe "keiner persönlichen Einschätzung". Jedenfalls unterliege ein Antrag - "wie jeder andere" einer Einzelfallprüfung.

Asylanträge

Am Dienstag war die Causa Snowden bereits Thema bei Österreichs Regierungsspitze. Einheitlich ist zwar die Empörung über die Enthüllungen des ehemaligen US-Geheimdienstmannes. Genauso geschlossen aber wehrte man am Dienstag sein Asylansuchen ab. Montag Nachmittag hatte Snowden über einen Mittelsmann einen Asylantrag in der österreichischen Botschaft gestellt – ebenso wie für 18 weitere Länder.
Doch Österreich wird Snowdens Antrag erst gar nicht behandeln – er ist nicht gültig. „Fakt ist“, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner im Ministerrat, „dass ein solcher Antrag nur im Land gestellt werden kann.“ Mehrere andere Länder winkten ebenfalls mit der selben Begründung ab – nur im Asylland selbst könne ein rechtsgültiger Antrag persönlich gestellt werden. Auch Herbert Langthaler von der Asyl-Koordination bestätigte gegenüber dem KURIER, „dass Snowden so lange keine Chance hat, so lange er nicht einreisen kann.“

Politischer Ausweg

Doch was auf rechtlichem Weg derzeit unmöglich scheint, ist auf politischem Weg nicht ganz ausgeschlossen. In Deutschland, wo man Snowdens Asylantrag ebenfalls zurückwies, deutete Innenminister Friedrich bereits an: „Am Ende wird es möglicherweise eine politische Frage sein.“
Bei entsprechendem politischem Entgegenkommen könne man laut Herbert Langthaler durchaus einen Deal finden, wie Snowden in Österreich einreisen und dann seinen Asylantrag stellen könnte. Auch Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen, macht sich für eine „politische Lösung“ stark“. „Zuerst müssen wir mit den Russen reden und sie bitten, Snowden in ein Flugzeug steigen zu lassen. Dafür braucht er nur ein Flugticket. Und dann“, so Pilz im Gespräch mit dem KURIER, „müsste er in Schwechat einreisen dürfen, ohne abgewiesen zu werden.“
Hier könnte die Innenministerin ein Verfahren auf humanitäres Bleiberecht eröffnen. Ob Snowden dann auch nur ein Visum oder eine Rot-Weiß-Rot-Karte erhält, sei letztlich nicht so entscheidend als vielmehr: „Österreich muss im Grunde nur eine einzige politische Entscheidung treffen: Schützen wir Snowden und geben der politischen Erpressung nicht nach oder schützen wir den amerikanischen Überwachungsstaat?“

Warnungen

Die USA aber haben schwere diplomatische Geschütze gegen Staaten aufgefahren, die eventuell mit dem Gedanken spielen könnten, Edward Snowden aufzunehmen. So wurden laut Presse mehrere europäische Staaten in harschen Verbalnoten aufgefordert, die USA sofort zu benachrichtigen, sollte der Ex-Geheimdienstmann anreisen. Dann müsse dieser an die USA ausgeliefert werden.
Dass Washington den Druck auch gegenüber Österreich erhöhen würde, sollte Snowden je hier ankommen, lässt Pilz kalt. „Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Die USA so wie alle anderen Großmächte auch, drohen immer. Aber im Regelfall reagieren die USA erstaunlich pragmatisch.“
Selbst wenn der 30-jährige Snowden in Österreich Aufnahme gefunden hätte, wäre er noch nicht in absoluter Sicherheit. Laut Verträgen müsste Österreich den per internationalem Haftbefehl gesuchten Snowden ausliefern. Ausnahme: Droht ihm in den USA die Todesstrafe oder „Gefahr für Leib und Leben“, dürfte er nicht an die US-Behörden übergeben werden. Vorerst aber ist Snowden nur für „Diebstahl von Regierungseigentum“ angeklagt, worauf im Höchstfall bis zu 20 Jahren Haft stehen.

Fragenkatalog

Welche und wie viele Daten der US-Geheimdienst NSA in Österreich ausspioniert hat, bleibt weiter unklar. US-Botschafter William Eacho, der am Montag ins Außenamt zitiert worden war, erhielt einen Fragenkatalog. Die Antworten darauf hofft die Regierung bis spätestens nächste Woche zu erhalten. „Man kann nicht hinterrücks abgehört werden“, machte gestern Außenminister Michael Spindelegger noch einmal deutlich. „Hier muss man als Staat klar sagen, dass dieses Verhalten absolut inakzeptabel ist.“
Nicht nur Antworten, sondern gleich Sanktionen fordert indes Europa-Abgeordneter Jörg Leichtfried (SPÖ): Sämtliche EU-Abkommen, in denen Daten an die USA geliefert werden, sollten eingefroren werden.

USA

Welche Strafe erwartet den Ex-NSA-Mann in den USA?

US-Experten halten eine Anklage Snowdens wegen Hochverrats – auf den theoretisch die Todesstrafe steht – für unmöglich.
Seit Tagen steckt Edward Snowden im Transitbereich des Scheremetjewo-Flughafens in Moskau fest und Agenten – davon kann man ausgehen – sind seine treuesten Begleiter: In Scheremetjewo ist es der russische Geheimdienst, davor, in Hongkong, war es wohl der chinesische.
Trotzdem steht Hochverrat nicht auf der Liste der Anklagen, die Washington gegen Snowden erhebt. „Hochverrat ist sehr genau in der US-Verfassung definiert“, erklärt der Experte für Nationale Sicherheit beim Washingtoner Institut für politische Analysen Brookings, Benjamin Wittes, dem KURIER. Laut Verfassung ist es Hochverrat, Krieg gegen die USA zu führen oder Feinden zu helfen, die Krieg gegen die USA führen. „Es ist klar, das Snowden keinen Hochverrat begangen hat“, so Wittes.
Die Anklage gegen Snowden ist aber auf keinen Fall harmlos: „Diebstahl von staatlichem Eigentum“, „unbefugte Weitergabe von Informationen, die mit der nationalen Verteidigung verbunden sind“, und „bewusste Weitergabe klassifizierter Geheimdienstinformationen an eine unbefugten Person“. Sollte man ihn vor Gericht bringen und für schuldig erklären, drohen Snowden zwischen 15 und 20 Jahren Haft.
Ein Gericht in Alexandria, im Bundesstaat Virginia ist für seinen Fall zuständig. „Das ist die Instanz, die für Verbrechen von US-Bundesbeamten zuständig ist,“ sagte der Experte für Cybersicherheit am US-Center for Strategic & International Studies, James Lewis, zum KURIER. Obwohl Snowden nicht direkt für die US-Regierung gearbeitet hat, sondern über eine private Firma – Booze Allen – ein externer Auftragnehmer war, falle er auch unter die Hoheit dieses Gerichts.

Langsame Behörden

Die Anklage gegen Snowden hat der US-Regierung als Grund für den Auslieferungsantrag an die Behörden in Hongkong gedient. US-Medienberichten zufolge haben diese aber den Antrag zuerst zurück nach Washington geschickt mit der Begründung, er sei nicht vollständig. Währenddessen gelang es Snowden, nach Moskau zu flüchten. Es ist immer noch unklar, warum die US-Regierung Snowden nicht gleich bei Interpol gemeldet hat, was zu einem internationalen Haftbefehl geführt hätte. Das US-Außenministerium brauchte zudem auch einige Tage, bis es Snowdens US-Reisepass für ungültig erklärte und somit seine Weiterreise unmöglich gemacht hat. „Ich habe mich auch gewundert, warum das so war“, gab Lewis zu. „Weil eben die US-Regierung langsam ist. Sie wollte überlegen, welche die richtigen Anklagen sind“, sagt der Cybersicherheits-Experte.

Europa

EU-Staaten wollen mit Snowden nichts zu tun haben

Asylanträge werden von EU-Staaten erklärungsarm zurückgewiesen – am wahrscheinlichsten erscheint jetzt eine Flucht nach Venezuela
Ohne gültige Reisedokumente sitzt Edward Snowden seit neun Tagen im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo fest. Wo genau er sich befindet, ist unbekannt. Sollte er sich im internationalen Bereich des Novotel-Hotel einquartiert haben, was mehr als wahrscheinlich scheint, so hat er sogar Blick auf das Rollfeld. Aber so, wie es aussieht, sind die wenigen Meter zu einem der Flugzeuge weniger eine rechtliche Frage, als eine voll und ganz politische Entscheidung.
Eine solche zeichnete sich am Dienstag ab – oder erschien erstmals zumindest greifbar. Nach dem ausgeschlagenen Angebot von Russlands Präsident Wladimir Putin, Russland könne Snowden unter Bedingungen Asyl gewähren, rückte Venezuela als möglicher Fluchtort in den Focus.
Vladimir Putin, Nicolas Maduro
Venezuela-Connection: Putin und Maduro (re.) in Moskau - Foto: AP/Alexei Nikolsky
Bei einem Besuch von Venezuelas Präsident Nicolas Maduro in Russland stand das Thema Snowden ganz oben auf der Liste der zu besprechenden Themen mit Putin. Und in russischen Medien wurde schon spekuliert, dass Snowden gemeinsam mit Maduro und seiner Delegation bereits am Dienstag abreisen könnte.

„Kriege verhindert“

Maduro wies das am Dienstag zurück. Er werde sein Flugzeug nicht für Snowden bereitstellen. Und außerdem hätten die venezuelanischen Behörden noch nicht einmal einen Asylantrag erhalten. Zugleich aber sagte Maduro, Herr Snowden verdiene Schutz unter internationalem Recht. „Er hat niemanden getötet, er hat keine Bombe gelegt“, so Maduro. Er habe ausschließlich eine große Wahrheit ausgesprochen und Kriege verhindert.
Nach seinen Enthüllungen in Hongkong über weitreichende US-Spionageprogramme unter anderem in europäischen Staaten und Institutionen war Snowden vor neun Tagen nach Moskau geflogen. Währenddessen hatten die US-Behörden seinen Pass für ungültig erklärt, wodurch Snowden seinen Anschlussflug in ein südamerikanisches Land nicht nehmen konnte. Seither sitzt er in Moskau fest. Sein wahrscheinlich ursprüngliches Zielland Ecuador wendet sich inzwischen ab. Präsident Rafael Correa sagte in einem Interview mit The Guardian, über den der Fall erst ins Rollen gekommen war, sein Land prüfe derzeit noch keinen Antrag Snowdens. Dafür müsse dieser erst ecuadorianisches Territorium erreichen. Man habe den US-Informanten nie zur Flucht verhelfen wollen.

Ziel: Europa

Snowdens erste Wahl als Asyl-Land scheint allerdings ohnehin ein Staat in Europa zu sein. 21 Anträge soll er per Fax aus seinem Versteck an die Botschaften verschiedener Staaten in Moskau verschickt haben. Darunter Spanien, Finnland, Polen, Deutschland, Österreich aber auch Indien und angeblich auch China. Indien lehnte postwendend ab, ebenso Polen. Aus Warschau hieß es seitens des Außenministeriums, man habe kein Interesse. Spanien argumentierte seine Absage mit Formfehlern. Ebenso Finnland. Und Deutschland bestätigte lediglich, dass ein Schreiben Snowdens eingegangen sei. Ein Sprecher des Innenministeriums formulierte Zweifel, dass humanitäre und völkerrechtliche Gründe geltend gemacht werden könnten.
Während die EU-Staaten Absagen formulieren, gärt es in europäischen Institutionen, wegen Snowdens Enthüllungen. Im EU-Parlament erwägen die Fraktionsvorsitzenden, einen Untersuchungsausschuss zu den Vorwürfen einzuberufen, die USA hätten in großem Umfang diverse EU-Institutionen verwanzt und ausspioniert. Eine Entscheidung soll am Donnerstag fallen.
Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso nannte die Berichte vor dem EU-Parlament in Straßburg am Dienstag „sehr beunruhigend“ und forderte eine vollständige Aufklärung. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte in einem Interview: „Die vereinigten Staaten von Amerika spionieren jeden und alles aus und meinen, dass sei rechtens. Und da muss mal gesagt werden: Das ist nicht rechtens, sondern das ist schlicht und ergreifend eine Provokation.“ Die Affäre sei ein „sehr schwerer Schlag für die Beziehungen zwischen der EU und den USA“.

Verschlüsselung

Regierung spricht mit Krypto-Handys

Büros auf Wanzen untersucht
Auf Verschlüsselungssysteme für alle Arten der Kommunikation hat auch die Bundesregierung Zugriff. „Aber soweit ich weiß, sind diese den meisten Regierungsmitgliedern zu kompliziert“, sagt der ehemalige Chef des Verfassungsschutzes Gert Polli, der sich mit seiner Sicherheitsfirma selbstständig gemacht hat.
Im Bundeskanzleramt wird das gegenüber dem KURIER dementiert. Regelmäßig ist hier die Informations-Sicherheitskommission tätig, bestätigt ein leitender Beamter: „Wir haben längst Krypto-Handys angeschafft, jedes Regierungsmitglied hat die Möglichkeit, die interne Kommunikation verschlüsselt zu führen.“ Bei Krypto-Handys werden die Gesprächsdaten des Telefons vor der Übertragung mittels eines Algorithmus verschlüsselt, das System funktioniert freilich nur, wenn der Gesprächspartner ebenfalls über ein verschlüsseltes Telefon verfügt. Das System funktioniere ähnlich wie das codierte Blaulicht-Funknetz Tetron. In wie weit jedes Regierungsmitglied auf das System zugreift, bleibt den Ressorts überlassen, heißt es aus dem Kanzleramt. Zudem werden bei den „normalen“ Handys der Spitzenpolitiker regelmäßig die SIM-Karten und damit die Telefonnummern gewechselt.
Im Innenministerium unterscheide man sehr genau zwischen normaler und sensibler Kommunikation, erklärt Sektionschef Hermann Feiner. Für normale Gespräche oder für soziale Medien greife Johanna Mikl-Leitner auf handelsübliche Smartphones zurück. Heikle Gespräche werden ausschließlich über sichere Kommunikationsschienen geführt.
Dazu kommt, dass in allen Ministerien „in unregelmäßigen Abständen“ die Räumlichkeiten auf Abhörsicherheit („Wanzen“) überprüft werden. Und derzeit wird in den Ministerien verstärkt darauf aufmerksam gemacht, wie man sich vor Überwachung schützen kann.

Spitzelaffäre

Österreich bestellt US-Botschafter ins Außenamt ein

Außenminister Spindelegger will konkret wissen, welche US-Spionageaktivitäten in Österreich stattfanden.
Die Wanzenjagd hat begonnen. Die EU hat in ihren Vertretungen Sicherheitsüberprüfungen angeordnet. Man reagiert so auf jüngste Enthüllungen in der Spionage-Affäre rund um die von Edward Snowden an die Öffentlichkeit gebrachten Daten und Dokumente.
Laut einem Bericht des Guardian hat der US-Geheimdienst NSA die Botschaften zahlreicher großer EU-Länder wie Frankreich oder Italien in Washington angezapft. Schon am Tag zuvor hatte der Spiegel aufgedeckt, dass die EU-Vertretungen in Washington, aber auch bei der UN in New York überwacht worden waren. Und das nicht nur mit den Mitteln der Datenspionage, sondern auch mit althergebrachten Methoden. So wurden Telefone und Faxgeräte angezapft, Gespräche mit Spezialantennen belauscht, diplomatische Schreiben abgefangen und geöffnet.
Unter den betroffenen Ländern hat die Empörung die Regierungsspitzen erreicht. In Wien wurde US-Botschafter William Eacho gestern Abend kurzfristig ins Außenamt bestellt. In der US-Botschaft konnte man sich auf KURIER-Anfrage nicht an eine solche diplomatische Drohgebärde erinnern.

Klare Worte

Das Außenamt stand schon länger in Kontakt mit der US-Botschaft, sagte der Sprecher des Außenministeriums zum KURIER. Doch Minister Spindelegger wollte dem Botschafter direkt mitteilen, dass die Vorgehensweise der US-Regierung „unter Freunden inakzeptabel ist“. Außerdem forderte er von Eacho „Aufklärung“. Als EU-Mitglied und somit Partnerstaat der USA habe man klare Worte statt „schnoddrige Antworten“ verdient. Eacho blieb nichts, als die Anliegen Österreichs zur Kenntnis zu nehmen. Er versprach eine Reaktion der USA auf die Fragen aus Europa. Antworten auf einen Fragenkatalog aus Wien erwartet Spindelegger „binnen Tagen“, sagte er am Montag in der ZiB2.
In Berlin meinte der Sprecher der Regierung: „Abhören von Freunden ist inakzeptabel. Wir sind nicht mehr im Kalten Krieg.“ Kanzlerin Merkel wollte sich mit US-Präsident Obama direkt in Verbindung setzen. Ganz ähnlich auch die Stellungnahmen aus anderen EU-Hauptstädten, etwa Paris, wo Präsident Hollande ein sofortiges Ende der Spionageaktivitäten forderte.
Erklärungen wollten die USA nicht liefern, zumindest nicht öffentlich. James Clapper, oberster Chef aller US-Geheimdienste, versprach nur, dass man sich mit der EU und den einzelnen Mitgliedsstaaten über „unsere diplomatischen Kanäle“ verständigen werde. Grundsätzlich aber würde man geheimdienstliche Aktivitäten nicht öffentlich kommentieren. Die USA würden Informationen sammeln, so wie es andere Nationen auch täten.
Hauptziel des Spähskandals ist laut Spiegel Deutschland. Frankfurt ist Hauptbasis der NSA in Europa. Hauptgrund dafür ist die Technik: Frankfurt ist der größte Umschlagplatz für den Internet-Datenverkehr weltweit. 20 Rechenzentren dafür stehen hier, darunter der viertgrößte Verteiler der Welt, der Russland und Osteuropa mit dem Westen verbindet. Damit betrifft, von den laut Spiegel täglich bis zu 60 Millionen in Deutschland von den USA überwachten Verbindungen, ein guter Teil andere Länder.

EU

Brüssel verlangt rasche Aufklärung aus Washington

Selten waren EU-Politiker aller Länder und Couleurs so einig wie in der Reaktion auf die Berichte zu den Spähangriffen durch US-Geheimdienste: Das Vertrauen in den Partner Amerika ist erschüttert, es muss rasche Aufklärung geben.
Die Berichte kommen diplomatisch gesehen zur Unzeit: Im Juli sollen die Gespräche über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA starten. Doch jetzt fordern viele einen Stopp der Gespräche bis zur Aufklärung. Auch Justizkommissarin Viviane Reding hat diesen Schritt angedroht. Am Montag wurde der amerikanische EU-Botschafter vorgeladen.
Regionalkommissar Johannes Hahn meint, es handle sich um „ein merkwürdiges Verhalten unter Freunden“. Das ist der Grundtenor vieler Reaktionen: Man ging davon aus, dass sich die Spionage beim Partner Europa in engeren Grenzen halten würde.

„Absolut inakzeptabel“

„Es war klar, dass abgehört wird – aber nicht in dieser Dimension und nicht unter Freunden“, sagt ÖVP-EU-Mandatar Hubert Pirker zum KURIER. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre dies „absolut inakzeptabel, empörend und ließe sich nicht mit dem Argument der Terror-Bekämpfung rechtfertigen.“ SPÖ-Europa-Abgeordneter Josef Weidenholzer sieht das Problem in den „offenbar gigantischen Dimensionen“ der Spähtätigkeit – und in deren Systematik, wie er zum KURIER sagt: „So lässt sich das Verhalten der Überwachten sehr detailliert analysieren. Das rückt die USA weit weg von dem, dass sie die Speerspitze der Freiheit waren.“ Weidenholzer erinnert an die ECHELON-Affäre rund um das Jahr 2000, als aufflog, dass (auch) US-Geheimdienste satellitengestützte Kommunikation abhörten. Damals ging es um Wirtschaftsspionage im großen Stil. Sollte dies wieder der F all sein, „wäre es doch absurd, wenn es auf der einen Seite Industriespionage gibt und auf der anderen sollen wir auf Augenhöhe über ein Handelsabkommen reden.“
Parlamentspräsident Martin Schulz zeigte sich zum Auftakt der Sitzungswoche in Straßburg empört: „Präventive Maßnahmen sind bei der Terror-Bekämpfung notwendig. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass in den Einrichtungen der EU terroristische Anschläge geplant werden. Daher ist dieses Vorgehen unakzeptabel.“

Kommentar

Ans Tageslicht II

Am Montag haben wir hier berichtet, dass Ernst Strasser „ans Tageslicht“ gebracht hat, schon lange vor Edward Snowden finsteren Geheimdienstmächten auf der Spur gewesen zu sein. Prompt hat Letzterer einen Asylantrag für Österreich gestellt.
Das lässt jetzt einige Vermutungen zu: Will sich Snowden mit Strasser austauschen, so von Aufdecker zu Aufdecker?
Oder will er dem Ex-Innenminister Nachhilfe geben, wie man’s macht, ohne ausgelacht zu werden (= nicht als „Off-course-I’m-a-Lobbyist“ vor laufenden Kameras anbieten, für Geld Gesetze zu ändern)?
Hat Snowden einfach nur Austria mit Australia verwechselt? Immerhin ist der Mann Amerikaner!
Leider wird’s zum Asyl für Snowden eh nicht kommen, weil formal der Antrag in Österreich hätte gestellt werden müssen. – Schade. Wir hätten Snowden doch gegen Strasser tauschen können. Der im Moskauer Transit auf dem Weg nach Ecuador – wer weiß, was er da via Facebook noch alles ans Tageslicht gebracht hätte?
(KURIER/APA/mn/la/lm) Erstellt am 02.07.2013, 05:36
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